New Work: Was bleibt, wenn sich alles verändert?
Wir leben, wir arbeiten – und das tun wir seit nicht allzu langer Zeit auf eine “neue” Art und Weise und mit einigen neuen Begrifflichkeiten: hybrides Arbeiten, mobile Arbeit, Homeoffice oder gar Telearbeit. Begriffe, die im Begriffsdschungel von Arbeit 4.0 oft synonym verwendet werden. Aber was bedeuten Sie eigentlich?
Hybride Arbeit ist ein Oberbegriff für die Mischform des Arbeitens aus dem Büro und der Arbeitserbringung außerhalb des Betriebes. Es kann von hybridem Arbeiten gesprochen werden, sobald bereits ein Tag pro Woche nicht aus den Büroräumlichkeiten des Arbeitgebenden gearbeitet wird. Ein weiterer Begriff, die Telearbeit, welcher oft mit hybrider Arbeit gleichgesetzt wird, setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Arbeitserbringug außerhalb der Betriebsräumlichkeiten und Verwendung von Informationstechnologien.
Grundsätzlich muss zwischen Homeoffice und mobilem Arbeiten unterschieden werden. Während Homeoffice, das Arbeiten von zu Hause aus, den meisten ein Begriff ist, umfasst mobile Arbeit die Erbringung der Arbeit außerhalb des Betriebes, aber nicht zwingend von zu Hause aus – beides sind Möglichkeiten des hybriden Arbeitens. Rechtliche Regelungen zu den einzelnen Begrifflichkeiten sind jedoch nicht vollständig und können nur für den Begriff des Homeoffices in §2h AVRAG gefunden werden.
Homeoffice – gekommen, um zu bleiben?
Trends zur Nutzung von Homeoffice variieren stark zwischen den unterschiedlichen Branchen und Standorten. Während ein hoher Prozentsatz der IT-Unternehmen weiterhin 100% Homeoffice anbietet, verlangen andere Branchen die volle Rückkehr ins Büro. Industrie- und Produktionsunternehmen versuchen sich derzeit auch auf dem Terrain von White und Blue Collar zurechtzufinden, und einen Mittelweg zu finden – der die Unternehmenskultur fördert aber auch die, von Arbeitnehmenden gesuchte, Flexibilität gewährt.
Kurz gesagt: mit Individualität und Rücksichtnahme ans Ziel!
Auch die Örtlichkeit des Betriebes zeigt Auswirkungen auf das Angebot von Homeoffice. Bei der Beobachtungen der Dynamiken des Arbeitsmarkt zeigt sich, dass Betriebe, welche in ländlichen Gebieten angesiedelt sind, sich dazu gezwungen sehen Homeoffice deutlich häufiger zu ermöglichen. Nur so bleiben sie, gegenüber einem von Arbeitgebenden dicht besiedelten, städtischen Raum, attraktiv für potentielle Bewerbende.
80 ist das neue 100, oder?
Aktuell befinden wir uns inmitten eines demografischen Wandels, der abweichende Bedürfnisse und Erwartungen in Zeiten eines “War on/for Talent” mit sich bringt. Für immer mehr Arbeitnehmende spielt die Flexibilisierung im Zusammenspiel mit aufrechterhaltender Planbarkeit der Arbeitszeit, sowie die Möglichkeit aus den eigenen vier Wänden zu arbeiten, eine besonders große Rolle. Ebenso zeigt der Arbeitszeitbericht der AK Oberösterreich den Wunsch österreichischer Arbeitnehmender nach einer Arbeitszeitreduktion auf 36 Stunden pro Woche. Zusätzlich bestätigt eine isländische Studie, welche die Reduktion der Arbeitszeit von 40 auf 35 oder 36 Stunden, aufgeteilt auf vier Tage pro Woche, untersucht hat, dass die 4-Tage-Woche mehr als theoretische Zukunftsmalerei ist. In über zwei Jahren Studienlaufzeit hat sich die Work-Life-Balance sowie das generelle Wohlbefinden aller Teilnehmenden verbessert, während sich die Produktivität bei reduzierter Arbeitszeit und gleichbleibender Bezahlung nicht verschlechterte.
Neben einem weiteren Best Practice Beispiel aus dem Vereinigten Königreich, wo gerade das weltweit größte Pilotprojekt einer Vier-Tage-Woche ohne Lohneinbußen mit mehr als 3.000 Beschäftigten aus den unterschiedlichsten Branchen läuft, gibt es auch bei uns in Österreich immer mehr Unternehmen, die so von sich hören machen. Eine österreichische Marketing Agentur hat vor nicht allzu langer Zeit die 30-Stunden-Woche bei voller Bezahlung eingeführt. Im Bereich Verwaltung, Vertrieb und Forschung ist es bei einem bekannten Motorradhersteller, möglich, die Arbeitszeit zwischen Montag und Donnerstag zu leisten. Und auch in unserem Berufsalltag nimmt die Anfrage von Kundinnen und Kunden zu Machbarkeitsstudien (Feasibility Studies) für die Einführung einer 4-Tage-Woche zu, da nicht nur die Frage nach dem “ob”, sondern auch jene nach dem “wie” zu klären ist.
Reduzierung der Arbeitszeit, erhöhte Flexibilität und das in Zeiten des “War on Talent”?
Grundsätzlich stellt die Nutzung humaner Ressourcen auf Basis von freien Mitarbeitenden für Organisationen durch die gewährleistete Flexibilität eine Alternativlösung dar. So besteht für Arbeitgebende die Möglichkeit, Selbstständige für zeitlich begrenzte Projektarbeit oder als zusätzliche Arbeitskraft für einige Stunden pro Woche zu nutzen, ohne eine Festanstellung eingehen zu müssen. In Zusammenspiel mit der Knappheit an Fachkräften in westlichen Ländern hat sich der “War on/for Talent” in bestimmten Ländern, dort wo es die Gesetzeslage zulässt, zu einem “War for Independent Talent” ausgeweitet.
Jedoch kann Freelancen in vielen Branchen in Österreich nicht Einzug halten, da die österreichische Rechtssprechung freie Dienstverhältnisse, unter anderem bei Indizien eines echten Arbeitsvertrages (z.B. Weisungsgebundenheit des Arbeitnehmenden, Kontrollbefugnissen des Arbeitgebenden oder fehlenden Vertretungsmöglichkeiten des Arbeitnehmenden) nicht zulässt. Wird ein freier Dienstvertrag zu nah an einem echten Arbeitsvertrag ausgestaltet bzw. tatsächlich gelebt, können zahlreiche Risiken (z.B. Nachzahlung Sozialversicherungen, Ansprüche des Arbeitnehmenden et.) eintreten, welche unter dem Begriff der “Scheinselbstständigkeit” zusammengefasst werden können.
Unter Kundinnen und Kunden herrscht die einhellige Meinung, dass die Politik der österreichischen Regierung den Zugang zum Arbeitsmarkt sowohl für Menschen aus Drittstaaten als auch für ausländische Studierende in Österreich zu stark einschränkt.
Dies wird nicht nur als überholt wahrgenommen, sondern führt auch zu hohen Kosten für österreichische Unternehmen, was schlussendlich die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich für Start-ups, Innovationen und etablierte Unternehmen mindert.
Innovative Arbeitswelten – neue Phänomene?
Die vergangenen Pandemiejahre haben uns gezeigt, wie flexibel und individuell dank digitaler Möglichkeiten gearbeitet werden kann. Das Sorgen einiger Unternehmen über Kontrollverlust, sinkende Effizienz und Produktivität waren überwiegend grundlos. Aus zögerlichem Ausprobieren der teils unbekannten neuen Arbeitsmodalitäten wurde Selbstverständlichkeit.
Neue Welt, hybride Arbeit. Das bestätigt auch die Global Hopes and Fears Studie von PwC zum ortsunabhängigen Arbeiten: Nur 9 % der Befragten, welche Remote Work zur Verfügung steht, möchten zu einem traditionellen Arbeitsort und Arbeitsumfeld in Vollzeit zurückkehren.
Ein New Work Phänomen, das im Zuge der Digitalisierung nicht unerwähnt werden darf ist Workation, eine Mischung aus Arbeit (Work) und Urlaub (Vacation). Vor dem Meeting beim Schwimmen kurz brainstormen? Mit Workation, sofern die benötigten Vereinbarungen und Regelungen zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden vorliegen, ein Ding der Möglichkeit. Auch österreichische Unternehmen haben erkannt, dass die Kombination aus Arbeit und Urlaub mehr als nur ein Trend ist und ihnen im “War on/for Talent” bei der Bindung bestehender Mitarbeitender als auch bei der Positionierung als attraktiver Arbeitgebender helfen kann. So wird den Mitarbeitenden eines bekannten Krypto-Startups für zwei Monate im Jahr ermöglicht, an anderen Orten der Welt zu arbeiten. Um der Belegschaft diese Möglichkeit einräumen zu können, müssen jedoch rechtliche Rahmenbedingungen genau geprüft werden, denn im österreichischen Recht gibt es keine ausdrückliche Rechtsgrundlage für Workation. Sind steuer-, sozial- und arbeitsrechtliche Belange, Fragen zur Erreichbarkeit des Arbeitnehmenden als auch die Dauer des Aufenthaltes geklärt, steht einer reibungslosen Workation, nichts mehr im Weg.
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